Allergologia - Allergen: Latex

Stoffklasse: Gummiwerkstoff

Beschreibung

Naturlatex ist die Milchsaftemulsion bestimmter, meist tropischer Pflanzen. Wichtigster Lieferant für die Gummiproduktion ist der Parakautschukbaum, Hevea brasiliensis (Willd.) Muell. Arg., ein Wolfsmilchgewächs. Die aus dem Amazonasbecken stammende, streng tropische Art erlaubt die Latexgewinnung durch Anritzen der sekundären Rinde. Latex enthält im Mittel neben 65% Wasser 33% Kautschuk (cis-1-4-Isopren), bis 2% Harz und 1,8% allergologisch relevantes Eiweiß. Nach der Ernte verhindert man vorzeitiges Gerinnen durch Ammoniakzusatz oder er wird direkt durch Zusatz von Säuren zu Rohkautschuk koaguliert. Zur Gummiherstellung wird dieser später vulkanisiert, d. h. bei 140°C mit Schwefel und Füllstoffen verknetet. Dabei führt ein Schwefelgehalt von 4 – 5% zu weichem, elastischem Gummi und ein Gehalt von 25 – 30% zu Hartgummi.

Allergieauslöser

Die im Milchsaft enthaltenen Proteine.

Invasionswege

Kontaktiv, inhalativ.

Synonyme

Naturkautschuk, Parakautschuk.

Verwendung

Es gibt ca. 40 000 latexhaltige Artikel auf dem Markt. Dies führt dazu, dass der Latexallergiker in nahezu allen Lebenslagen unwissentlich mit dem Allergen konfrontiert werden kann. Eine detaillierte Liste naturlatexhaltiger Artikel im Alltag und latexfreier Alternativen findet sich im Merkblatt „Latexallergie“ der L.A.I.V. (Latexallergie-Informationsvereinigung e. V.), Postfach 21 04 13, 72027 Tübingen; www.laiv.de. Einige Beispiele seien auch hier angeführt: Schnuller, Sauger, Babyflaschen, manche Windeln, Radiergummi, Klebstoff, Make-up, Unterwäsche, BHs, Gummibänder, Gummistiefel, Gummikleidung, Schuhsohlen, Antirutschsocken, Wärmflaschen, Haushaltshandschuhe, Gartenschläuche, Briefmarkengummierung , Elektrokabel, Bälle, Schlauchboote, Schlägergriffe, Luftballons, Bademützen, Luftmatratzen, Turnmatten, Tauchausrüstung, Teppichbodenbeschichtungen, Tischdecken, Latexmatratzen, Kondome, Pessare, Pflaster, OP- u. Untersuchungshandschuhe, Blutdruckmanschetten, Infusionssysteme, Katheter, Beatmungsmasken, Kofferdam, Pflaster, Tuben, Wunddrainagen und Zahnkeile.

Allergologie

In den letzten Jahren nehmen Berichte über Soforttyp-Allergien auf Latex zu. Die Inzidenz der Latexallergie liegt in der Gesamtbevölkerung bereits bei 2,3% und beim medizinschen Personal bei 10 bis 18%. Besorgniserregend ist vor allem die Zunahme der Inhalationsallergien und der generalisierten, schweren Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock mit Todesfolge. Die Klinik der Latexallergie wird weitgehend durch die Allergenapplikation bestimmt. Die dermale Aufnahme führt zum Kontakturtikariasyndrom, wobei die Urtikaria auf das Kontaktareal beschränkt bleiben kann, generalisiert mit Angioödem auftreten kann, mit Rhinokonjunktivitis und Bronchialasthma einhergehen oder von anaphylaktischem Schock begleitet sein kann. Die inhalative Allergenaufnahme erfolgt durch Einatmen von latexbeladenem Handschuhpuder, welches leicht in die Raumluft abgegeben wird und dort lange Zeit verbleiben kann. Die inhalative Latexallergie führt zu Konjunktivitis, Rhinitis und Asthma bronchiale. Bei der Diagnostik empfiehlt es sich, ebenfall auf Ethylenoxid zu testen, das dies zur Gassterilisation der Handschuhe verwendet wird. Eine weitere Problematik stellt die Fülle der meist auch klinisch relevanten Kreuzreaktionen dar. Nachgewiesen sind sie zu Gräser-, Beifuß- und Traubenkrautpollen, Steinobst, Banane, Kiwi, Mango, Melone, Papaya, Avokado, rohe Kartoffel, rohe Tomate, Erdnuss, Esskastanie und die Birkenfeige (Ficus benjamina).

Immunologie

Mittels zweidimensionaler Elektrophorese konnten ca. 60 Proteine nachgewiesen werden, die IgE-Antikörper sensibilisierter Patienten banden. Der zumeist aus Maisstärke bestehende Puder von Handschuhen weist eine starke Affinität zu diesen Allergenen auf und wirkt so als aerogener Allergenüberträger. Die wichtigsten Allergene sind: Hev b 1, MG 14 600, beteiligt an Gummibiosynthese Hev b 2; MG 36 000, ß-1,3 Gluconase Hev b 3; MG 23 000, homolog mit Hev b I Hev b 4; MG 50 000 – 57 000 Hev b 5; MG 16 000, saures Protein Hev b 6.02, MG 4 700, chitinbindend, an Koagulation beteiligt Hev b 6.03, MG 14 000, C-Dömäne von Hev b 6.01 Hev b 7, MG 43 000, Patatin-Homolog Hev b 8, MG 14 000, Pflanzenprofilin Bemerkenswert ist, dass Spina-bifida-Patienten vorwiegend gegen Hev b I und Beschäftigte im Gesundheitswesen bevorzugt gegen Hev b 6.02 sensibilisiert sind. Was die Kreuzreaktivitäten anbetrifft, so sind diese bezüglich einiger Früchte auf ausgeprägte Strukturhomologien zwischen Hev b 6.02 und Endochitinasen zurückzuführen (bis 90% Sequenzidentität); bezüglich der Birkenpollen gelang der Nachweis einer partiellen Kreuzreaktion der in beiden enthaltenen Profiline.

Exposition

Von Januar bis Dezember.

Klinische Relevanz

Schwer.

Kreuzreaktivität

Vorkommen häufig

Vorkommen möglich


© Allergomed AG, aggiornato  il 05.09.2004 14:34:21